Verwendete Quellen:
Amadeu Antonio Stiftung | Thema Rassismus
Mediendienst Integration | Rassismus
Neue deutsche Medienmacher*innen | NdM-Glossar
Statistisches Bundesamt | Migration und Integration
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Diese Frage stellt sich oft, wenn Menschen beginnen, sich mit dem Thema Rassismus zu beschäftigen. Dabei geht es gar nicht darum, Verbote aufzustellen, sondern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Rassismus auf (oft) subtile Art und Weise durch Sprache transportiert wird.
Denn über lange Zeit haben sich Machtverhältnisse, wie in Form von Rassismus, in den Sprachgebrauch eingeschrieben und bestimmte Begriffe wurden und werden explizit genutzt, um Machtverhältnisse zu sichern, indem diese durch Sprache immer wieder hergestellt werden. Die Sprache bildet einerseits Realität ab und andererseits schafft sie auch Realitäten. Sie strukturiert unter anderem unser Denken, unsere Wahrnehmung und unsere Emotionen. Die Sprache ist immer ein Ergebnis historischer und gegenwärtiger Machtverhältnisse und bildet unsere Vorstellungen von dem ab, was „normal“ ist. Das kann diskriminierend sein und abwertende Sichtweisen auf bestimmte gesellschaftliche Zugehörigkeiten und Lebensweisen reproduzieren. Damit können sich Ungerechtigkeit, Unterdrückung, aber auch Gewalt legitimieren. Oft sind uns die problematischen Inhalte in Worten oder Botschaften gar nicht bewusst und es bedarf einer aktiven Auseinandersetzung und der Bereitschaft, diskriminierungssensibel mit Sprache umzugehen. Sprache ist stetig im Wandel und ist nicht starr. Das bedeutet auch, dass es immer die Möglichkeiten gibt, Sprache und die eigene Verwendung zu verändern.
Fremdbezeichnungen sind Worte, die eine privilegierte gesellschaftliche Gruppe nutzt, um die „Anderen“ zu beschreiben und zu bezeichnen. Im Kontext von Rassismus sind Fremdbezeichnungen immer mit Abwertung und Absprechen von Menschlichkeit verknüpft. Menschen werden unsichtbar gemacht, homogenisiert und zum „Anderen“ gemacht. Diskriminierende Sprache ist machtvoll und wirkungsvoll und kann Menschen markieren, entmündigen und an den Rand der Gesellschaft drängen - vor allem aber verletzen und entmenschlichen!
Selbstbezeichnungen hingegen sind Worte, die Menschen(gruppen) nutzen, um sich selbst zu beschreiben und bezeichnen. Es gibt Begriffe der Fremdbezeichnung, die als Selbstbezeichnung; wie z.B. Kanake (Triggerwarnung, dieser rassistische Begriff kann Verletzungen auslösen). Um diesen Begriff herum ist eine Szene des Widerstands entstanden, der sich in Rap Songs, Film, Theater, Literatur, politischer Haltung etc. widerspiegelt. Dies ist einerseits ein selbstbewusster Umgang mit der zugeschriebenen Identität und gleichzeitig ein Reframing und eine Aneignung der Begriffe als politischer Widerstand gegen. Begriffe entstehen neu oder werden aus anderen Sprachen selbstbewusst als Fremdbezeichnung für sich selbst oder andere benutzt; BIPOC, PoC, Alman.
Auch wenn manche Begriffe vielleicht im ersten Moment für uns sperrig oder ungewohnt erscheinen: sie ermöglichen uns, die Welt anders zu denken und bisher gewohnte Strukturen und Weltbilder zu hinterfragen. Nicht zuletzt machen sie es uns möglich, Menschen respektvoll zu bezeichnen und eine Sprache zu wählen, die inklusiv ist und alle miteinschließt.
Inklusive vielfaltssensible und rassismuskritische Sprache ist wichtig, weil Sprache unsere Einschätzung der Realität beeinflusst und aktiv zur Gleichberechtigung beiträgt. Bewusste Sprache kann Missverständnisse vermeiden und für ein besseres Miteinander sorgen. Sprache kann Menschen empowern und hat eine enorme Wirkungskraft auf unsere Denk- und Handlungsweise, deshalb sind Selbstbezeichnungen sehr wichtig
Im Grundlagen-Wiki wird auf eindeutig rassistische Worte verzichtet. Es werden Begriffe erklärt, die dennoch Trigger auslösen können.
Rassismus ist eine historisch gewachsene Denkweise. Wer rassistisch denkt, unterscheidet dauerhaft zwischen „Wir“ und „Sie“. Dieses Voneinander-Unterscheiden dient dazu, sich über die „Anderen“ zu stellen und dies als Machtvorteil zu nutzen. Dieser Denkweise zufolge können „Andere“ auf eine Weise behandelt werden, die als grausam oder ungerecht angesehen würde, wenn Mitglieder aus der eigenen Gruppe davon betroffen wären. Rassismus ist somit ein Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse und ist menschengemacht. Er ist alles andere als ein Naturgesetz. Vielmehr wird er genutzt, um ein System zu rechtfertigen, in dem Ausschluss, Beschränkung und Bevorzugung herrscht. Es entsteht ein rassistisches Klassifikationssystem.
Im Alltag oder im Beruf bedeutet das: Rassismus führt dazu, dass Menschen daran gehindert werden, am gesellschaftlichen oder privaten Leben ohne Einschränkungen teilzuhaben – und das in allen Bereichen des Lebens: ob im politischen, sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen kulturellen oder jedem sonstigen Bereich. Die Folge: In rassistischen Strukturen können nicht alle uneingeschränkt ihre Grundfreiheiten leben oder ihre Menschenrechte vollends ausüben. Sie sind entweder beeinträchtigt oder werden sogar überhaupt nicht gewährt. Es gibt Menschen mit und Menschen ohne Privilegien. Die Gesellschaft ist somit geprägt von sozialen Ungleichheiten, Sicherung von Privilegien und Stabilisierung von Herrschaftsverhältnissen.
Rassistische Strukturen sind oft tief - teilweise unbewusst - in Gesellschaften verankert und verfestigt – aufgrund von jahrhunderteralter Verallgemeinerungen, Stereotypen und Vorurteilen sowie anhand vermeintlich körperlichen oder (imaginierte) kulturellen Zuschreibungen. Gerade letztere dienen der Abgrenzung und bestimmen, wer dazu gehört und wer nicht bzw. welche Lebensweise vermeintlich unvereinbar ist.
Schauen wir auf Deutschland, sind meist nicht-weiße Menschen von Rassismus betroffen – jene, die als nicht-deutsch, also vermeintlich nicht wirklich zugehörig angesehen werden. Rassismus findet sich in der deutschen Gesellschaft offen oder versteckt: in Talkshows, Nachrichten oder in der Zeitung, wenn über Menschengruppen herablassend gesprochen und geschrieben wird; bei der Wohnungs- und Ausbildungsplatzsuche, wenn Menschen mit deutsch klingendem Namen viel wahrscheinlicher einen Platz bekommen als andere; bei racial profiling, in Kinderbüchern, auf dem Schulhof oder in rassistischen Memes auf Facebook und Instagram. Das Verständnis von Rassismus ist in Deutschland stark an den Nationalsozialismus gekoppelt. Doch Rassismus ist kein Synonym für Rechtsextremismus.
Mit dem Wort „Alltagsrassismus“ werden alltägliche Formen von Benachteiligung und Ausgrenzung bezeichnet, die viele Menschen aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Herkunft oder Religion, ihres Aussehens oder sonstiger Zuschreibungen in vielen Situation im Alltag erfahren. Ob auf der Straße, in der U-Bahn, im Café, bei der Wohnungssuche oder im Sportverein - neben sehr offen gezeigtem rassistischen Verhalten kann Alltagsrassismus manchmal für andere kaum wahrnehmbar, erkennbar oder überhaupt greifbar sein. Menschen ohne Rassismuserfahrung fassen solche Handlungen teilweise auch nicht als Rassismus auf, z.B. in Situationen, in denen ein vermeintlich nicht böse gemeinter Spruch fällt oder Menschen mit „nicht-deutschen“ Namen (un)bewusst, aber nicht offen ausgesprochen, in bestimmten Alltagssituationen ausgeschlossen werden. Nicht immer geschieht dies bewusst oder gewollt. Unbewusste Vorurteile (Unconcious biases) spielen hier eine Rolle. Oft handeln die Personen aber auch innerhalb von bestehenden Strukturen, die (möglicherweise unbeabsichtigt) Rassismus festigen.
Wer sich in einer priviligierten (gewollt oder ungewollt) und machtvollen Position befindet, kann Allyship betreiben. Das bedeutet: sich aktiv und konsequent im Verlernen und Neubewerten der eigenen Stereotype, Vorurteilen und Privilegien zu üben. Ein Ally (deutsch: ein_e Verbündete_r) handelt zudem in Solidarität mit Menschen mit Rassismus- oder anderer Diskriminierungserfahrung. Ein Ally setzt sich auch aus Eigenmotivation ein für eine Gesellschaft, die allen Menschen die gleiche Teilhabe ermöglicht.
Aber Vorsicht: Allyship ist keine Identität - es ist ein lebenslanger Prozess. Er ist damit verbunden, immer wieder aufs Neue Beziehungen mit Menschen mit Diskriminierungserfahrung aufzubauen. Allyship ist somit auch keine Selbstdefinition - die Arbeit und die Bemühungen von Verbündeten müssen von den Menschen, mit denen sie sich verbünden wollen, anerkannt werden.
Bereits im Grundgesetz ist das Prinzip verankert, dass alle Menschen gleich sind und eine Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, "Rasse", Herkunft, Behinderung, Glauben, Religion oder politischen Anschauung nicht erfolgen darf. Dieser Schutz bestand zuerst nur im Verhältnis vom Bürger_innen gegen staatliches Handeln. Aufgrund von Richtlinien der Europäischen Union wurde dem Bund aufgegeben, dieses Prinzip auch im Zivilrecht zu verankern und speziell im Arbeitsrecht auszugestalten.
Entstanden ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das im Jahr 2006 in Kraft trat und umgangssprachlich oft auch Antidiskriminierungsgesetz genannt wird. Es enthält Vorschriften, die Arbeitgebende zur Gleichbehandlung von Mitarbeitenden verpflichten und im Fall einer Zuwiderhandlung Ansprüche auf Schadensersatz begründen. Das AGG deckt jedoch nur in gewissen Maße den Lebensbereich Arbeit (Arbeitsrecht) und Dienstleistungen (Zivilrecht) ab.
BIPoC ist die Abkürzung für Black, Indigenous and People of Color, um Schwarze Menschen und indigene Menschen ausdrücklich zu der Abkürzung PoC einzuschließen, um unterschiedliche Positionen innerhalb von Rassismuserfahrungen zu benennen. Dieser Begriff kommt aus dem englischsprachigen Raum und ist eine Selbstbezeichnung über diese Grenzen hinaus.
Der Begriff (auf deutsch übersetzt: Schwarzes Leben zählt) steht für eine Protestbewegung, die sich in den Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 2013 formierte und sich gegen rassistische Polizeigewalt einsetzt. Was als Online-Kampagne in den Sozialen Medien zur Mobilisierung gegen Polizeigewalt, die „Gefängnisindustrie“ und die Ungerechtigkeiten des US-Justizsystems begann, entwickelte sich ab August 2014 zu einer nationalen Protestbewegung. Der Tod von George Floyd in Minneapolis, Minnesota, am 25. Mai 2020 markiert einen traurigen Höhepunkt und löste die größte, mehrere Wochen anhaltende Protestwelle in den USA aus, die rasch auf Städte und Gemeinden in allen 50 US-Bundestaaten sowie auf Länder in anderen Erdteilen übergriff.
Critical Whiteness ist eine Forschungsrichtung, die weiße Menschen in den Vordergrund stellt, ganz im Gegenteil zur gängigen Rassismusforschung, in der Menschen mit Rassismuserfahrung in den Blick genommen werden. Die "kritische Weißseinsforschung" will auf Hierarchien und Privilegien aufmerksam machen – zum Beispiel die Möglichkeit, ein rassistisches Wort im Kinderbuch beizubehalten. Solche Sonderrechte – bewusst, aber oft auch unbewusst wahrgenommen – sollen hinterfragt werden.
Grundsätzlich sollten sich Privilegierte darüber bewusst werden, dass auch ihre äußere Erscheinung nicht unsichtbar ist, sondern ebenso Auswirkungen auf die Lebenssituation hat wie bei People of Color. Mit einem grundlegenden Unterschied: Die einen werden wegen ihres Aussehens oder ihrer vermeintlichen ethnischen Zugehörigkeit diskriminiert, während die anderen Privilegien erfahren.
Als Deutsche werden Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit bezeichnet. Der Begriff sagt nichts über die ethnische Zugehörigkeit dieser Personen aus. Das bedeutet: Wie eine Person äußerlich erscheint oder gelesen wird, lässt keinen Rückschluss darauf zu, ob sie deutsch ist.
Der Begriff ist die gegenteilige Bezeichnung von Menschen mit Migrationsgeschichte, um eine sprachliche Unterscheidung deutlich zu machen
Mit Diskriminierung wird eine Ungleichbehandlung eines Menschen oder von Menschengruppen aufgrund von bestimmten Merkmalen bezeichnet. Sie findet auf unterschiedlichen Ebenen statt:
Der Begriff kann mit "Selbstermächtigung" ins Deutsche übersetzt werden. Menschen mit Rassismuserfahrung oder auch Communities solcher Menschen entwickeln selbstständig Strategien, wie sie gegen rassistische Diskriminierung vorgehen können. Dies geschieht in "geschützten" Räumen, in denen erlebtes möglichst nicht wiederholt wird. Betroffene stärken sich gegenseitig und sich selbst. Dabei ist wichtig: Empowerment-Prozesse gegen Diskriminierung werden immer von Personen gestaltet, die selbst von rassistischer Diskriminierung betroffen sind und das entsprechende Erfahrungswissen mitbringen.
Farbenblindheit oder farbenblinder Rassismus beschreibt die Überzeugung, dass Rassismus kein Problem mehr ist und alle Menschen die gleichen Chancen haben. Wer farbenblind ist, glaubt keine Hautfarben und Unterschiede in Menschen mehr zu sehen. Meistens weiße Menschen wollen sich dadurch von (ihrem eigenen) Rassismus distanzieren. Diese Einstellung verhindert jedoch, die Ursachen von Rassismus zu verstehen und den weiterhin (auch strukturellen) Rassismus in der Gesellschaft zu erkennen.
„Multikulti“ ist die Abkürzung für das Zusammenleben vieler verschiedener "Kulturen". Das gleichberechtigte, solidarische Zusammenleben von Menschen, die aus unterschiedlichen "Kulturkreisen" kommen, die verschiedene Religions- und Glaubensrichtungen ausleben, die unterschiedliche Lebensstile und politische Wertmaßstäbe aufweisen – auf dieser Grundidee beruht die positive Vorstellung einer multikulturellen Gesellschaft. Der Begriff multikulturelle Gesellschaft ist umstritten und wird in Politik und Gesellschaft kontrovers diskutiert. Der Diskurs darum ist sehr veraltet, denn er beinhaltet "Kultur" als etwas sehr starres zu verstehen. Deswegen wird heute von Diversität und Inklusion von Menschen gesprochen. Denn bei diesen Begriffen steht die Herstellung von Chancengleichheit und Teilhabe im Fokus. Es geht um die Wertschätzung und Anerkennung von Gemeinsamkeiten, Unterschieden und persönlichen Bedarfen
Der Begriff der Intersektionalität kommt aus dem Englischen: Mit der Metapher einer Straßenkreuzung ("Intersection"), an der Verkehr aus allen vier Richtungen kommt, soll deutlich werden, dass die verschiedenen Diversity-Dimensionen nicht losgelöst voneinander betrachtet werden können. Vielmehr überschneiden sie sich in der Realität oft. Das bedeutet: Jeder Mensch hat mehrere Identitäten - sei es die nationale oder soziale Herkunft, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung, das Alter, die Religion oder die psychische und physische Verfassung. So kann eine kopftuchtragende Frau zum Beispiel Erfahrungen von Diskriminierung aufgrund von Sexismus oder Rassismus machen und gleichzeitig gerade auch in der Überschneidung von Rassismus und Sexismus in dieser spezifischen Form. In diesem Fall laufen die Kategorien Gender, (zugeschriebene) Herkunft und Religionszugehörigkeit zusammen. Die spezifischen Diskriminierungserfahrungen, die sich aus dieser Konstellation ergeben (können), werden von muslimischen Männern nicht gemacht bzw. können von ihnen gar nicht gemacht werden.
Die Entwicklung und Verbreitung des Konzepts geht vor allem auf US-amerikanische Schwarze Feministinnen zurück, die darauf hinwiesen, dass sich ihre (Rassismus-) Erfahrungen von jenen Schwarzer Männer oder dem Feminismus weißer Mittelschichtsfrauen unterschieden. Die Juristin Kimberlé Crenshaw entwickelte schließlich das Konzept der Intersektionalität.
Kolonialismus ist eine Politik, die auf die Eroberung und Ausbeutung anderer Länder ausgerichtet ist. Im Kontext von Rassismus ist die 1492 einsetzende europäische Kolonisierung von weiten Teilen Afrikas, Asien und den Amerikas relevant: Die Unterdrückung und Versklavung der Menschen, die Zerstörung kultureller Errungenschaften und Traditionen, sowie die Ausbeutung der Ressourcen, waren Teil der kompromisslosen Aneignung. In dieser Zeit wurde die "Rassenideologie" als Legitimation für den europäischen Kolonialismus genutzt und weltweit verbreitet. Die politischen, ökonomischen, sozialen und geografischen Folgen der Kolonisation beeinflussen noch heute diese Länder. So sind zum Beispiel willkürliche Grenzziehungen (siehe die Berliner "Kongo-Konferenz" im Zeitraum 15. November 1884 – 26. Februar 1885) durch die ehemaligen Kolonialmächte Anlässe für Konflikte zwischen den neuen Staaten.
Obwohl die "Rassenideologie" wissenschaftlich widerlegt worden ist und Rassismus in der Menschenrechtserklärung der UNO von 1948 geächtet wurde, existiert das rassistische Gedankengut als postkoloniale Folge weiterhin.
Den Begriff „Mehrheitsgesellschaft“ verwenden viele, wenn sie von dem Bevölkerungsteil der Gesellschaft sprechen,
Allerdings ist der Begriff missverständlich. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Deshalb gibt es auch nicht die eine deutschen Gesellschaft. Vielmehr prägen verschiedene Einflüsse und Erfahrungen das Miteinander und das Zusammenleben. Besser wäre es von der Mehrheitsbevölkerung zu sprechen. Denn mit dem Begriff Mehrheitsgesellschaft lässt sich nicht ausschließlich die „standard-deutsche“ Gesellschaft beschreiben.
Mit dem Begriff sind alle Personen gemeint, die selbst oder eines ihrer Elternteile nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Dies umfasst folgende Personen:
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass, wenn beide Eltern als Nachfahren von Migrant_innen die deutsche Staatangehörigkeit besitzen und keine Migrationserfahrung haben, das Kind keine Migrationsgeschichte hat.
In der Alltagssprache wird der Begriff oft pauschal negativ und abwertend verwendet. Denn er wird eher mit „Problemgruppen“ in Verbindung gebracht
Der Begriff bezeichnet Personen, die rassistische Abwertung, Ausgrenzung oder Benachteiligung aufgrund von äußerlichen und zugeschriebenen Merkmalen erlebt haben. Ihre Erfahrungen können sie auf der individuellen Ebene, aber auch auf struktureller oder institutioneller Ebene erfahren haben, z. B. am Arbeitsplatz, im Bewerbungsverfahren oder bei Berufsanerkennungsverfahren.
Der Begriff umschreibt Personen, die auf keiner gesellschaftlichen Ebene von Ausgrenzung betroffen sind. Sie werden als zur „Wir“-Gruppe zugehörig wahrgenommen. Sie erfüllen die Kriterien im Hinblick auf äußerliche Erscheinung und anerkannte Zuschreibungen.
Der Begriff meint Zugewanderte und Abgewanderte und bezieht sich auf Personen, die von einem Land in ein anderes Land ziehen. In Deutschland gelten Personen, die im Ausland geboren und nach Deutschland eingewandert sind als Migrant_innen. Sie verfügen damit über eigene Migrationserfahrung und werden auch als Migrant_innen "der ersten Generation" bezeichnet.
Häufig wird der Begriff fälschlicherweise für Menschen mit Migrationshintergrund benutzt, die jedoch selbst keine eigenen Migrationserfahrungen haben, sondern Nachfahren von Migrant_innen sind.
Wer annimmt, dass eine Person einen Migrationshintergrund hat – unabhängig, ob dies stimmt oder nicht, der „migrantisiert“. Damit machen wir Menschen zu Fremden und ordnen sie einer anderen Herkunft und „Heimat“ außerhalb Deutschlands bzw. Europas zu. Eine andere Umschreibung für solches Handeln ist der englische Begriff Othering (Andersmachung).
Die Selbstbezeichnung „migrantisch“ muss davon unterschieden werden. Sie ist eine Eigenbenennung von Menschen, die sich durch ihre Migrationsgeschichte definieren, definiert werden und/oder diese sichtbar gemacht sehen wollen.
Negativ von Rassismus betroffene Menschen machen direkte, persönliche Rassismuserfahrungen, ob auf einer individuellen, institutionellen, strukturellen oder diskursiven Ebene. Mit dem Begriff "negativ Betroffene" möchten wir ausdrücken, dass alle Menschen von Rassismus betroffen sind und somit eine Verantwortung tragen, dass jedoch einige von ihm indirekt profitieren (anhand von Privilegien) und wiederum andere negativ von ihm beeinflusst werden.
Mit dem Begriff wird ein Prozess beschrieben, in dem Menschen als "Andere" konstruiert und von einem "Wir" unterschieden werden. Diese Differenzierung ist problematisch, da sie mit einer Distanzierung einhergeht, die "das Andere" als "das Fremde" aburteilt.
Den englischen Begriff nutzen Menschen mit Rassismuserfahrungen als Selbstbezeichnung. Zum einen wollen sie damit aufzeigen, dass ihre Lebensrealität von rassistischer Ausgrenzung geprägt ist. Sie positionieren sich. Zum anderen steht die Selbstbezeichnung für ihr eigenes politisches Bewusstsein. Sie wissen um die ungleichen rassistischen Verhältnisse. PoC ist somit auch ein politischer Begriff.
Anders als der Begriff jedoch vermuten lässt, nutzen ihn Menschen unabhängig von der eigenen Hautfarbe. Der Ursprung der Verwendung des Begriffes liegt in der Solidarisierung mit Schwarzen Menschen. Heute in Deutschland wird er zusätzlich von Menschen mit (erkennbarem/zugeschriebenen) Migrationshintergrund und migrantisierten Menschen benutzt. Singular: Person of Color
Der englische Race-Begriff wird in internationalen Diskussionen und in der rassismuskritischen Forschung häufig genutzt. Der Begriff beschreibt die soziale Konstruktion von "Race", die strukturell zu Ungleichheit und Diskriminierung führt. Wird der Begriff auf deutsch in "Rasse" übersetzt, ist er sehr problematisch. Denn der Begriff "Rasse" wird nach wie vor mit etwas Biologischem verbunden, als würde es “echte” Menschenrassen geben. Dies hat im Kolonialismus und Nationalsozialismus zur Tötung von Millionen von Menschen geführt.
Häufig wird bei dem Begriff Schwarz davon ausgegangen, dass es um Hautfarbe geht. Dabei gibt es keinen Grund eine Person mit der Hautfarbe zu benennen. Um aber rassistische Erfahrungen von Black People (Schwarzen Menschen) offen darstellen zu können, wird wenn nötig der politisch korrekte Begriff „Schwarze“ benannt. Schwarz ist eine Eigenbezeichnung, die viele Menschen afrikanischen Ursprungs und ihrer Initiativen verwenden.
Der Begriff hat seine Wurzeln in der Auseinandersetzung mit Rassismus (Black) im englischsprachigen Raum und wird als politische Selbstbezeichnung großgeschrieben.
Wer von Standard-Deutschen spricht, meint Deutsche ohne Migrationshintergrund und möchte ausdrücken: Es gibt einen Unterschied im Deutschsein. Deutsche mit Migrationshintergrund weichen von der gesellschaftlichen Norm ab. Der Begriff wurde durch den Migrationspädagogen Paul Mecheril geprägt.
Der Begriff ist englisch und verweist auf Vorurteile, die wir unbewusst haben.
Ein Vorurteil ist eine nicht objektive Meinung, die sich jemand ohne Prüfung der Tatsachen voreilig über eine andere Person bildet. Vorurteile sind tief in unserer Gesellschaft verankert und können übersteigert zu einer wachsenden Ablehnung bestimmter Gruppen führen und in Rassismus, Frauenfeindlichkeit und anderen Diskriminierungsmechanismen münden. Üblicherweise werden Vorurteile als negativ definiert, es kann aber durchaus auch positive Vorurteile geben (z.B. "Brillenträger_innen sind intelligent"). Sie vereinfachen zudem den Alltag und reduzieren Komplexität.
Gleichzeitig beeinflussen sie unser Urteilsvermögen und können zu Fehleinschätzungen führen. Zum Beispiel neigen wir dazu, gute Leistungen eher Männern zuzuschreiben. Bei Frauen hingegen werden Erfolge häufig auf die äußeren Umstände zurückgeführt, etwa ein gutes Team. Umso wichtiger ist es, sich dieser Denkmuster bewusst zu werden.
Häufig herrscht das Missverständnis, es ginge dabei um eine Hautfarbe. Tatsächlich meint das Wort weiß eine gesellschaftspolitische Norm und Machtposition, die weiße Menschen privilegiert, unabhängig ob sie sich selbst als weiß oder privilegiert fühlen.
Um dem entgegenzuwirken, wird das Wort deshalb in wissenschaftlichen Text oft klein und kursiv geschrieben. Der Begriff wird als Gegensatz zu People of Color und Schwarzen Menschen verwendet.
Verwendete Quellen:
Amadeu Antonio Stiftung | Thema Rassismus
Mediendienst Integration | Rassismus
Neue deutsche Medienmacher*innen | NdM-Glossar
Statistisches Bundesamt | Migration und Integration