Warum wir uns mit sozialer Herkunft beschäftigen müssen
In unserer Studie Diversity Trends. Die Diversity-Studie 2020 haben wir Führungskräfte in Deutschland erstmals zu sozialer Herkunft befragt. Rund 59 % der Befragten geben an, Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft in der Arbeitswelt bereits beobachtet oder selbst erfahren zu haben. Zugleich zeigt die Studie: Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft steht heute in Deutschland immer noch einem Leistungsmythos gegenüber. Ein Anteil von 37 % der befragten Nichtunterzeichner_innen ist überzeugt, dass jede_r den beruflichen Erfolg selbst in der Hand hat.
Unternehmen und Institutionen stehen hier in der Pflicht. Das sieht auch ein überwältigend großer Teil der Befragten der Studie so: Fast 90 % sind der Überzeugung, dass Organisationen etwas gegen Benachteiligung aufgrund sozialer Herkunft unternehmen sollten.
Diese und weitere interessante Zahlen zum Thementeil Soziale Herkunft unserer Studie finden Sie hier.
Was ist soziale Herkunft eigentlich?
Gemeinsam mit Dr. Emilia Roig, Gründerin und Direktorin des Center for Intersectional Justice (CIJ), untersuchen wir in unserem Policy Paper „Die Dimension Soziale Herkunft in der Arbeitswelt"aus einer intersektionalen Perspektive. Schon die Definition macht deutlich, dass soziale Herkunft eine äußerst komplexe und vielschichtige Dimension ist:
„Die soziale Herkunft wird durch die sozioökonomische Stellung der Familie bestimmt und ist deshalb eine komplexe Kategorie. Der Begriff soziale Herkunft beinhaltet mehrere, sich überschneidende Ebenen und sollte immer in Verbindung mit anderen sozialen und politischen Kategorien verstanden werden.“
Die soziale Herkunft setzt sich zusammen aus familiärem Hintergrund, Jugendsozialisation, Bildung und ethnischer Herkunft. Diskriminierungsformen überlappen einander und können daher nicht einzeln betrachtet werden. Das Policy Paper macht deutlich, dass Menschen mit benachteiligter sozialer Herkunft in der Arbeitswelt nicht die gleichen Chancen haben wie Menschen mit privilegierter sozialer Herkunft. Arbeitgebenden entgeht viel Potential, wenn sie bei der Zusammenstellung ihrer Teams nicht auf eine Durchmischung verschiedener sozialer Herkünfte achten. Das Policy Paper und weitere Publikationen zum Thema finden Sie unter Downloads.
Das Netzwerk an Bord
Mit der Einführung von sozialer Herkunft als neue Vielfaltsdimension wollen wir für das Thema sensibilisieren und darüber informieren – und kommen damit auch einem Wunsch aus dem Netzwerk nach: In unserer Umfrage 2020 befürworteten 75 % aller befragten Unterzeichner_innen der Charta der Vielfalt die Einführung von sozialer Herkunft als neue Vielfaltsdimension. Das wurde auch auf unserer Konferenz DIVERSITY 2020 deutlich: Die Teilnehmer_innen nahmen die Ankündigung der Einführung der 7. Dimension mit großer Zustimmung auf. Die Ergebnisse der Netzwerkumfrage finden Sie hier.
Was können Organisationen tun, um vielfältige soziale Herkünfte zu fördern? Details finden Sie hier.